C64 Tasten

Der Gilb – Nein, dabei handelt sich nicht um einen kleine Zwerg einer bekannten Gardinenreiniger Werbung aus den 80zigern. Gemeint ist der weniger lustig anmutende, optische Eindruck vieler, heller Kunststoffe.

Viele Sammelobjekte auf Kunststoffbasis, die heute noch im Umlauf sind, haben teilweise bewegte Zeiten, Kinderhände, Raucher oder andere „Übeltäter“ hinter sich. Der Großteil dieser Altlasten lässt sich mit etwas Spucke, Reiniger, Zahnbürste, Lappen und viel Geduld wieder entfernen – doch was bleibt, das ist ein fieser, eklig anmutender, gelber Schleier, der bis in tief Orange, ja sogar braun ausarten kann.

Einige finden dies erst so richtig Retro… Andere – wie auch wir finden es einfach nur eklig und den Geräten nicht würdig.

Kein handelsüblicher Reiniger hilft? Dann waren hier definitiv keine Raucher, sondern andere Einflüsse am Werk!

Kunststoffe haben die Unart durch verschiedene Einflüsse mehr oder weniger stark gelb zu werden. Dies resultiert vermutlich aus mehreren Ursachen. Zum einen durch direkte Sonneneinstrahlung und der damit einhergehenden Wärme/Hitze, sowie dem Umgebungsklima als solches. Übeltäter sollen hier wohl die darin gebundenen Flammschutzmittel sein,  die in die Kunststoffe eingebracht wurden, damit die Kunststoffe möglichst schwer entflammbar wurden.

Viele dieser Geräte standen über Jahre hinweg auf Schreibtischen in Fenster Nähe und waren stetig der Sonne und der daraus resultierenden Wärme ausgesetzt. Bei diesen Geräten erkennt man den Grund für die Vergilbung recht schnell. Sie sind meist einseitig stark vergilbt und man sieht sogar zwischen den Tastenfreiräumen die entsprechenden „Schattenwürfe“. Doch die Sonne allein ist nicht immer Schuld.

Amiga Maus

So kommt es nicht selten vor, dass auch Geräte vergilben, die noch nie wirklich Sonnenlicht gesehen haben. Dies haben wir erst kürzlich bei einer Reihe TFT Monitore sehen können, die uns freundlicherweise von einem Kreditinstitut gespendet wurden. Diese Geräte haben weiße Kunststoffgehäuse und stammten definitiv aus dem 21. Jahrhundert. Exakt überall dort, wo sich im inneren große Hitzequellen befanden, war der Kunststoff außen mehr oder weniger stark ausgeprägt, vergilbt. Damit ist auch eindeutig widerlegt, dass dies nur Kunststoffe aus dem vergangenen Jahrhundert betrifft!!! Auch immer wieder ein Phänomen – die Verschlussklappen von Flusen Sieben, bei Waschmaschinen, bis ungefähr in die fürhen 2000er. Sie vergilbten ebenfalls relativ schnell und intensiv.

Andererseits haben wir aber auch bereits das Phänomen festgestellt, dass Geräte schneller und stärker vergilben, wenn sie in feuchten und dunklen Kellern aufbewahrt werden, nachdem sie nicht mehr benötigt wurden. Eine logische und wissenschaftlich fundierte Erklärung hierfür haben wir jedoch nicht. Es erscheint aber logisch, dass ein feuchtes und warmes Klima das Festsetzen von Staub und anderen Unreinheiten begünstigt, die in Kombination mit einem gewissen Schmierfilm, bestehend aus Schweiß, verdunsteten Ölen etc. tief in den Kunststoff eindringen. Bei Sonnenlicht scheint es die schiere, dauerhafte Wärmebelastung zu sein.

Der nächste Faktor ist natürlich der Kunststoff selbst. Es gibt nicht nur eine Art von Kunststoff, sondern mehrere, verschiedene. Sie unterscheiden sich im wesentlichen durch die verschiedenen Weichmacher, Hemmstoffe für die Entflammbarkeit und durch die Art der zugemischten Farben. Hier unterliegen die Kunststoffe einem teils schnelleren, manchmal auch langsameren, natürlichen Alterungsprozess, der durch die oben benannten Einflüsse beeinflusst wird. Ein fortwährendes Vergilben oder Verfärben im Generellen lässt sich also unter gar keinen Umständen vermeiden.

Darüber hinaus werden heutige Farben und Lacke nicht ohne Grund speziell damit beworben, UV beständig zu sein. Gerade alte Holz- oder Heizungslacke neigen in der Regel nach etwa 10 Jahren dazu eine deutliche Gelbfärbung zu zeigen.

Man sieht also, die Entstehung dieses Gilbs ist kompliziert und nicht immer sofort eindeutig erklärbar und auch da scheiden sich über die wahren Gründe oft die Geister – selbst unter Fachleuten der chemischen Industrie. Wir wollen hier aber auch gar nicht im Detail erörtern, wie der Gilb auf chemischer Basis entsteht, sondern zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, dem Gilb etwas entgegenzusetzen.